ich fühle mich ja wirklich selten dazu berufen, längere kommentare unter blogposts zu schreiben aber bei dieser stellungnahme im blog von 2010LAB zur besetztung des leerstehenden kronen geländes hatte ich irgendwie das gefühl meine meinung kundtun zu müssen. dabei ging es mir garnicht um den artikel an sich sondern um die ganze herangehensweise bzw. das “konzept” der besetzer welches in der wortwahl des artikels nochmal deutlich wurde.
Erstmal vorab: Ich befürworte die Idee sich ungenutzten Raum temporär für künstlerische, kulturelle, gesellschaftlich sinnvolle Zwecke anzueignen solang keinem dadurch ein konkreter Nachteil entsteht und habe auch großen Respekt und Sympathie für die konkrete Aktion der UZDO Aktivisten auf dem Kronengelände. Ich halte allerdings die sowohl von UZDO als auch hier angeschlagenen Töne / Herangehensweisen für wenig zielführend.“Opfer eines sinnentleerten Gewaltakts”, “ekelhaften Akt”, “institutioneller Sklaven”, “Verbrechen gegen die Kunst” …oh bitte! Habt ihr nicht noch ein paar Nazivergleiche die ihr hinterher schieben wollt? Der Besitzer des Geländes hat offensichtlich Wind von der Aktion bekommen, schonmal eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch vorbereitet und dann schnellstmöglich die Polizei da hin geschickt. Das zeugt weder von Dialogbereitschaft noch von Feingefühl oder gar Humor und wahrscheinlich ist der Herr tatsächlich einfach aus Prinzip ein A… (ach nee, besser nicht). Aber nüchtern gesehen ist das sein (gutes?) Recht und wenn so eine Anzeige vorliegt kann die Polizei wohl auch einfach nichts anderes machen. Von Gewaltakten und Verbrechen habe ich nichts mitbekommen. Hier steht, es ist ein sinnvolles Gespräch gewünscht, das halte ich für die Richtige Lösung, allerdings beginnt man ein solches Gespräch eher nicht mit prinzipiellen Anfeindungen und Unterstellungen gegen den Gesprächspartner. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, war noch am Tag der Besetzung den allerwenigsten Beteiligten klar, wem das Gelände überhaupt gehört …hat man da in dem halben Jahr intensiver Vorbereitungen evtl. die falschen Schwerpunkte gesetzt?Weiter heisst es, die Verantwortlichen sollten ihren (…) gesellschaftlichen Entwurf überzeugend vorstellen. Das wäre bestimmt total nett, ist aber völliger Quatsch. Ihr müsst EUREN gesellschaftlichen Entwurf überzeugend vorstellen! Ich hätte es extrem smart und souverän gefunden, wäre bei der Pressekonferenz ein schriftliches Nutzungskonzept vorgestellt worden, mit der Frage, ob der Besitzer was sinnvolleres zu bieten hat was man kurz- oder mittelfristig mit dem Gelände machen könnte. So hätte man den Besitzer auf konstruktive Weise in Argumentationszwang gebracht anstatt eine diffuse “kulturfeindliche” Masse anzuklagen.
Wie gesagt, ich finde die Grundidee absolut richtig und unterstützenswert, halte aber die Vorgehensweise sich selbst in eine Opferrolle zu bringen und aus einer “Unterdrückten- Argumentation” heraus Forderungen zu stellen wenig erfolgsversprechend.